Der Küchentisch ist der Mittelpunkt einer jeden Familie. Gerade in Unternehmerfamilien steht sinnbildlich für die größte Herausforderung dieses besonderen Familientypus – nämlich die trennscharfe Abgrenzung zwischen Familie und Unternehmen. In dem ersten Teil der Blog-Reihe berichte ich über den unsichtbaren Gast am Küchentisch der Unternehmerfamilie und nehme ihn und seine Angewohnheiten einmal genauer unter die Lupe.
Kennst Du das?
Zuhause wurde ein schönes Mittagessen zubereitet, alle Familienmitglieder sitzen am Tisch und freuen sich darauf, das Essen zu genießen. Doch ganz still und heimlich hat sich noch ein unsichtbarer Gast mit an den Tisch gesetzt.

Zwar ist er unsichtbar und trotzdem zieht er die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Alle Tischgespräche ranken sich ab dem Moment, in dem er Platz nimmt, nur noch um ihn.
Manchmal sitzt er auch schon seit mehreren Generationen mit am Tisch, so dass er selbst schon ein Teil der Familie geworden ist.
Die Rede ist natürlich vom Unternehmen.
Der unsichtbare Gast am Küchentisch der Unternehmerfamilie
Der Küchentisch ist einfach ein ganz besonderer Ort in Familien, an dem alles zusammenge-fügt wird. Hier wird gemeinsam ge-gessen, ge-klönt, ge-plant, ge-stritten, ge-lernt, ge-lacht, ge-weint und ge-tröstet.
Ausgelagertes Chefbüro
In Unternehmerfamilien wird am Küchentisch eben noch zusätzlich ge-arbeitet, auch wenn es meistens von den Beteiligten gar nicht als Arbeit wahrgenommen wird.
D.h. die, die aktiv im Unternehmen mitarbeiten, nehmen es nicht als Arbeit wahr – Außenstehende hingegen sehr wohl. Hier kommen wir zu einer schlechten Angewohnheit des unsichtbaren Gastes – es kann Menschen von der Kommunikation ausschließen.
Denn dies erzeugt in vielen Fällen bei den Familienmitgliedern, die nicht im Unternehmen tätig sind, ein Gefühl der Abgrenzung und es findet – meist unbewusst – eine Zuordnung in den Inner und Outer Circle der Unternehmerfamilie statt.
Business Home-Schooling
Doch der unsichtbare Gast ist auch ein guter Lehrmeister. Denn er gibt auch gerne lehrreiche & spannende Einblicke in die Geschäftswelt. Unternehmerkinder lernen hier schon früh, was es bedeutet unternehmerisch tätig zu sein.
Auf der einen Seite bekommen sie so einen einen Einblick in die positiven Seiten des Unternehmertums. Dazu zählen schnelle Entscheidungswege, der eigene Chef zu sein, kreativ und selbst bestimmt arbeiten zu können sowie Mitarbeiterführung.
Aber auch die negativen Seiten (Gespräche über die wirtschaftliche Schieflagen des Unternehmens, 24/7 für das Unternehmen da zu sein, häufige Abwesenheit der Eltern) kommen schonungslos zu Tage. Und hinterlassen bei allen Beteiligten ihre Spuren.
Bitte verstehe mich nicht falsch – der heimische Küchentisch ist natürlich ein guter Ort, um sich in Ruhe über Themen auszutauschen, für die in der geschäftigen Zeit im Betrieb keine Zeit und kein Raum war.
Aber…
…er steht auch sinnbildlich für die größte Herausforderung, die Unternehmerfamilien haben. Nämlich die trennscharfe Abgrenzung zwischen Familie und Unternehmen. Und die Auswirkungen dieser unklaren Abgrenzung werden spätestens bei der familieninternen Unternehmensnachfolge sichtbar.
Wie sieht es in Deiner Unternehmerfamilie aus?
Wie lange sitzt der Gast schon bei Euch am Tisch? Zeigt er sich eher von seiner inspirierenden oder von seiner aufdringlichen Seite? Wie viel Redeanteil hat er bei Euren Tischgesprächen?
Im zweiten Teil der Blog-Reihe über den unsichtbaren Gast am Küchentisch der Unternehmerfamilie geht es um die Partner und Partnerinnen, die in eine Unternehmerfamilie ein eingeheiratet haben.